Junge Gestalter für Nachhaltigkeit – das sind die Nominierten für den AD Design Award

Am 26. November lädt AD zum dritten AD Design Summit – und verleiht gemeinsam mit einer internationalen Jury den AD Design Award an Talente, die das Thema Nachhaltigkeit in verschiedenen Gestaltungsdisziplinen aufgreifen. Hier sind die Nominierten!
Ibuku interior

Wie wollen wir in Zukunft leben? Kann Stilbewusstsein zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten beitragen? Der dritte AD Design Summit widmet sich dem Titel „How to Live / Sustainable Elegance“. In München treffen Sie Gestalter und Vertreter der Branche aus aller Welt – und die besten jungen Talente, die wir gemeinsam mit unserer Jury mit dem AD Design Award auszeichnen. Die zwanzig Nominierten aus den vier Kategorien Interior, Architektur, Produktdesign und Best Concept stellen wir Ihnen hier vor.

Selbst abstimmen und gewinnen – hier geht es zum Readers’ Voting:

Kategorie: Interiordesign

Baracco+Wright Architects, Victoria Mauro Baracco und Louise Wright gründeten ihr Architekturbüro Baracco+Wright Architects im Jahr 2004 und verbinden seitdem akademische und praxisorientierte Forschung zu ökologischer Gestaltung. Seit zehn Jahren verfolgen sie das Projekt „Regenerated Towns: Regenerated Nature“ im Westen Victorias und sorgen damit für ökologische, soziale und wirtschaftliche Regeneration der ländlichen Gegend.

Ibuku, Bali Aus dem Bereich der Mode kommend gründete Elora Hardy 2010 in Indonesien ihr Architekturbüro Ibuku, das sich ganz auf Bambus spezialisiert hat. Ihr bekanntestes Projekt ist die futuristische Green School auf Bali – aber bei Weitem nicht das Einzige: Über 100 Bambusgebäude hat das Studio in den neun Jahren seines Bestehens bisher realisiert.

Emma Olbers, Stockholm Mit dem Ziel nachhaltige Produkte, vorzugsweise aus natürlichen, recycelten Materialien und mit möglichst geringen CO₂-Emission zu entwickeln, gründete Designerin, Kreativdirektorin und Innenarchitektin Emma Olbers 1999 ihr Studio in Stockholm. Bei allem, was sie entwirft, ist Nachhaltigkeit ihr Schlüsselthema, egal ob sie mit multinationalen Unternehmen wie Ikea zusammenarbeitet oder mit kleinen Start-ups.

Brave New Eco, Victoria Ursprünglich hat Megan Norgate Skulpturen geschaffen und Filme gedreht. Heute ist sie als Interiordesignerin, Landschaftsgestalterin und Beraterin für nachhaltiges Design tätig. 2010 gründete sie das multidisziplinäre Designstudio Brave New Eco. Ausgehend von ihrem kreativen Hintergrund will Norgate bestehende Umgebungen und Objekte neu interpretieren. Dabei ist es für sie besonders wichtig, die Schäden an unserer Umwelt zu minimieren.

Monica Liljedahl, Stockholm Monica Liljedahl ist eigentlich Bibliothekarin – vor über zehn Jahren erbte sie ein Gut in der schwedischen Provinz Hälsingland und machte sich die Restauration des Hauses zur Lebensaufgabe. Seit 330 Jahren ist der Landsitz im Besitz ihrer Familie, daher ist es der Schwedin besonders ein Anliegen, die Geschichte des Hauses zu wahren. Sie setzt auf traditionelle Fertigungsmethoden und Vintage-Möbel.

Kategorie: Architektur

Case Design, Mumbai Sein Architekturbüro Case Design gründete Samuel Barclay für ein einzigartiges Projekt: den Bau einer Mädchenschule im indischen Pune. Sein Studio ist zugleich Werkstatt; hier entstehen Architektur, Landschaftsdesigns und Möbelentwürfe in Kleinstserien, stets entwickelt aus ihrem spezifischen Kontext und in enger Auseinandersetzung mit lokalen Bau- und Handwerkstraditionen – in Indien, Europa, Afrika und dem Mittleren Osten.

Espen Surnevik, Oslo Der Norweger Espen Surnevik arbeitet allein, ohne Assistenten. Er betrachtet seine Projekte als einen ganzheitlichen Prozess, basierend auf Intuition und Phänomenologie. Seit der Gründung seines Büros 2011 arbeitet Surnevik in ganz Norwegen und hat einen besonderen Schwerpunkt auf CO₂-neutrale Heizsysteme und Projekte mit minimalem Fußabdruck – im Bild die PAN Tretopphytter – gelegt.

Emiliano López Mónica Rivera Arquitectos, Barcelona Bereits seit 2001 arbeiten die spanischen Architekten Mónica Rivera und Emiliano López gemeinsam an Ausschreibungen und ausgewählten privaten Projekten. Sie nutzen Restriktionen als Möglichkeiten und stellen Benutzerfreundlichkeit an oberste Stelle, beispielsweise bei der Sanierung einer alten Gerberei in Santiago de Compostela. Beide lehren zudem Architektur und urbanes Design.

JRKVC, Bratislava Peter Jurkovič gehört mit seinem Büro JRKVC zu den erfolgreichsten jungen Architekten der Slowakei und Tschechien. Seit er sich 2013 selbstständig gemacht hat, macht er mit preiswerten Wohnkonzepten von sich reden. Seine Formen sind reduziert, wenn nicht bescheiden, die Raumlösungen überraschen dabei stets durch unorthodoxe Ansätze. Seine Überzeugung: Wir beanspruchen viel zu viel Platz – gut leben lässt sich auch auf wenig Raum!

Whispering Smith, South Fremantle Kate Fitzgerald und ihr Team verstehen sich als dezidiert feministisches Architekturbüro. Die Australier arbeiten in verschiedensten Maßstäben, stets energieoptimiert und mit guten, einfachen und, wo möglich, recyclebaren Materialien. Nicht nur für die Superreichen: Whispering Smith hält Angebote für „Small“, „Medium“ und „Large Help“ bereit und greift dafür auf ein bedachtsam aufgebautes Netzwerk aus Bauherren, Fabrikanten und Kunsthandwerkern zurück.

Kategorie: Produktdesign

Atelier Vime, Vallabrègues Egal ob Vintage oder Eigenkreation, gemeinsam mit der Pariser Designerin Raphaëlle Hanley verhilft das Paar Anthony Watson und Benoit Rauzy dem alten Handwerk der Korbflechterei zu modernem Drive. Seit 2016 bringt das Trio unter dem Namen Atelier Vime antike Raritäten und eigene Korb-Designs aus der französischen Provence in die weite Welt.

Henry & Co., Verona Vom innovativen Weinregal aus Lehm und Hanf bis hin zum USB-Stick aus Abfällen der Kaffee-Industrie: Das 2013 gegründete Studio Henry & Co. arbeitet an einer nachhaltigeren Zukunft im Industrie- und visuellen Design. Dafür kreiert das italienische Team keine neuen Produkte, sondern optimiert für Firmen ihr bestehendes Repertoire – in ästhetischer sowie funktionaler Hinsicht und vor allem mit Blick auf Produktionsprozess und Entsorgung.

Charlotte Jonckheer, Antwerpen Jede Kreation der belgischen Designerin Charlotte Jonckheer basiert auf einer persönlichen Begegnung, Emotion oder Erinnerung. Ihr Beistelltisch „Chaud“ etwa sieht rau aus, fühlt sich aber ganz weich an. Eine ungewöhnliche Kombination aus recyceltem Papier und Steinstaub sorgt dafür. Die Entwicklung neuer Materialien spielt für Jonckheer eine entscheidende Rolle; die so entstehenden Produkte und Designkonzepte werden teils als limitierte Sammelobjekte, teils in Serie realisiert.

Super Local, Helmond Luc van Hoeckel und Pim van Baarsen wollen gute Gestaltung für jeden zugänglich und erschwinglich machen. Das Problem: 90 Prozent der Weltbevölkerung hat dafür bislang nicht die finanziellen Mittel. Die zwei Holländer touren deshalb um die Welt und entwickeln gemeinsam mit lokalen Organisationen Produkte, Konzepte und Dienstleistungen. In Zanzibar haben die beiden sich mit Glas-Abfällen befasst und eine Produkt-Serie entworfen, die aus bloßem Müll dekorative und praktische Haushaltswaren macht.

Malmö Upcycling Service, Malmö Wie kann Design ohne Rohstoffe funktionieren? Dieser Frage gingen die Schwedinnen Emilia Borgvall und Anna Gudmundsdottir schon in ihrer Bachelorarbeit 2013 nach. Die Entwürfe des mittlerweile achtköpfigen Kollektivs aus Industrie- und Produktdesignern bestehen ausschließlich aus lokalen Industrieabfällen.

Kategorie: Best Concept

Axel Kufus, Berlin Axel Kufus ist gelernter Tischler, studierter Designer und gründete Ende der achtziger Jahre das Werkstudio in Berlin. Außerdem lehrte er an der Bauhaus-Universität in Weimar und ist seit 2004 Professor an der UdK Berlin. Zum 30. Jubiläum des FNP-Regals entwickelte Kufus gemeinsam mit Nils Holger Moormann das Experimentalprojekt „Pop-Hub“: Zwei Tage lang, am 13. und 14. September 2019, wurden dafür Möbel komplett CO₂-neutral ausgeliefert: mit dem Fahrrad!

Dave Erasmus, Sussex „Wie viel Minimalismus verträgt das Leben? Und wo fördert der Austritt auf Zeit die Kreativität?“, fragte sich Dave Erasmus und widmet sich seither dem On/Off-Grid-Leben. Inspiriert von einer Reise in den Corcovado-Regenwald in Costa Rica startete er 2016 ein Experiment und lebte für ein Jahr in einer kleinen Hütte im Wald von Sussex. Seine Erfahrungen in der Wildnis teilte er wöchentlich auf YouTube und inspirierte Millionen von Menschen – aus Corcovado wurde ein weltweites Netzwerkprojekt mit „CorcoHubs“ in England, Schottland, Frankreich und Spanien.

They Feed of Buildings, Berlin Recycling, das sich nicht zu verstecken braucht: Luisa Rubisch und Rasa Weber gründeten das junge Berliner Designkollektiv They Feed of Buildings. Gemeinsam schaffen sie aus Zerstörtem wieder etwas Neues – und verwandeln die Trümmer abgerissener Häuser oder städtische Abfälle in buntes „UrbanTerrazzo“.

Officina Corpuscoli, Amsterdam Maurizio Montalti hat es sich zur Aufgabe gemacht, alternative und nachhaltige Baustoffe zu entwickeln – und kam auf einen unerwarteten Kandidaten: Er bringt Pilzmyzelien als neuen Baustoff der Zukunft ins Haus. Die Idee: Pilze als Material verbrauchen keine begrenzten Ressourcen, sondern schließen an einen kontinuierlichen Kreislauf der Regeneration von Biomasse an. Aus dem daraus entstandenen Stoff fertigt der Designer dann zum Beispiel individuelle Töpfe oder Fliesen.

One for Hundred, Röhrabrunn Für jedes verkaufte Möbelstück werden 100 neue Bäume gepflanzt – das verspricht schon der Name des jungen österreichischen Holzmöbel-Labels One for hundred. Das Holz für all ihre maßgefertigten Produkte stammt aus dem Wald der Gründer der Marke, Anna und Karl Philip Prinzhorn, die den Wald schon in siebter Generation bewirtschaften.